Intelligente Steinkonservierung
01/03/2015 - 31/03/2015Erich Pummer (Restauro 2/2015)
Das Vakuum-Kreislauf-Verfahren (VKV) aus Österreich bietet die Möglichkeit, schwer geschädigte Denkmale, Steinskulpturen, Fassadenteile und sonstige freistehende Objekte in-situ oder demontiert, tiefgreifend und exakt steuerbar zu konservieren. Auch die effektive und rasche Entsalzung verschiedenster Objekte, nach Feuchte- und Salzeintragsunterbindung, stellt ein bewährtes Einsatzgebiet dar. Die zahlreichen und zufriedenstellenden Ergebnisse durch die VKV Anwendungen wurden durch projektbegleitende, wissenschaftliche Untersuchungen anerkannter Institute, auch im Rahmen von EU und DBU geförderten Forschungsprojekten, nachgewiesen und dokumentiert.
Das Vakuum-Kreislauf-Verfahren wurde von Restauratoren entwickelt und in Österreich (Patent Nr. E 366.232) und der Europäischen Union (Patent Nr. 1 295 859) patentrechtlich geschützt (Inhaber Atelier Erich Pummer GmbH). Neben der technischen Ausstattung wurden mit Partnern aus der Wissenschaft, exklusiv für VKV, beschleunigte und elastifizierte Kieselsäureester entwickelt, die für die tiefreichende Tränkung von Steinobjekten prädestiniert sind. Handelsübliche Kieselsäureester sind für die VKV Konservierung ungeeignet, da sie mangels induzierter Beschleunigung in größeren Eindringtiefen nicht ausreagieren können. Nicht beschleunigte KSE laufen wieder aus oder sacken im Objekt nach unten ab. Oberflächliche und partielle Applikationen von Kieselsäureester können nachweislich zu schweren Folgeschäden, wie Krusten- und Schalenbildung führen. Injektionen oder Kompressen-Applikationen erlauben oft nur Zufallsergebnisse ohne Kontrollmöglichkeit im Zuge der Anwendung.
Das Vakuum-Kreislauf-Verfahren ermöglicht die Vermeidung von unerwünschten Ergebnissen und garantiert eine homogene Festigungssteigerung in allen Bereichen, so auch die Durchdringung von bereits mit KSE überfestigten Außenzonen (Sanierung von „Restaurierleichen“) bzw. Fassungsschichten oder Schlämmen. Kontaminierungen der Umwelt, angrenzender Bereiche sowie der Anwender sind verfahrensbedingt ausgeschlossen.
Zur Messung der Eindringgeschwindigkeit von Flüssigkeiten in den Stein wird ein elektronisches Sondensystem eingesetzt, das während des Festigungsvorganges die aktuelle Penetrationstiefe anzeigt. Die Anwendungsdauer kann somit auf den erforderlichen Zeitraum begrenzt werden.
Konservierungen mit dem Vakuum-Kreislauf-Verfahren sind jedoch gegenüber herkömmlichen Anwendungen deutlich teurer, doch auf lange Sicht garantiert die hohe Konservierungsqualtiät, die zuverlässige Rettung bzw. Erhaltung des Kulturgutes und die Reduktion zukünftiger Eingriffe auf einfache Pflegemaßnahmen.
Vorführungen des Systemes sind bei Kontaktaufnahme möglich.
Messtechnische Dokumentation der VKV Konservierung
Bohrwiderstandsmessungen durch das OFI Institut Wien
Die Erstellung der Bohrhärteprofile erfolgt mit einem Bohrwiderstandsmessgerät mit konstanter Vortriebskraft, die durch Permanentmagnetelemente erzeugt wird. An einigen Prüfstellen pro Objekt werden Bohrungen durchgeführt, wobei ein linearer Wegaufnehmer und ein Datenlogger, mit einer Abtastrate von 10 Werten pro Sekunde, den Bohrvorgang aufzeichnen. Aus den Wegdaten und der zeitlich konstanten Abtastrate kann auf die Eindringgeschwindigkeit des Bohrers und in weiterer Folge auf den Bohrwiderstand des untersuchten Gesteins rückgerechnet werden.
Ultraschall-Laufzeitmessungen durch das OFI Institut Wien
Auswertungsmethode: Beurteilung mit Hilfe des Messdistanz-Laufzeitdiagramms
Bei der Auswertungsmethode nach FLEISCHER (2002) werden für jedes Objekt Laufzeit-Messdistanz-Diagramme erstellt und die Ergebnisse der Einzelmessungen dargestellt. Die Steigung der Regressionsgerade sowie die Verteilung der Messpunkte in Bezug auf die Gerade lässt Aussagen über den Gefügezustand vor und nach einer erfolgten Konservierung des Objekts zu.
(oben) An der Skulptur des Kaisers Franz Josef aus Stotzinger Kalkstein wird im Vergleich der Vor- und Nachmessung die Festigungssteigerung durch die VKV Konservierung mit der Bohrwiderstandsmessung nachgewiesen. Das Bohrhärteprofil ist gleichmäßig bis zur maximalen Messtiefe von ca. 50 mm.
(oben) An der Skulptur des Grafen Rüdiger von Starhemberg aus Carrara Marmor (Rathausplatz Wien) wird die Festigungssteigerung durch die VKV Konservierung (10 % Paraloid B72, Lösung in Xylol) mit der Ultraschall Laufzeitmessung nachgewiesen. Penetrierte Festigungslösung, 40 kg / 6h VKV Anwendung