Die reinigende Kraft des Wassers
24/07/2013DBU Projekt Dresden – Förderungsprojekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt 2013 "Innovatives Verfahren zur Festigung von schwer konservierbaren umweltgeschädigten Sandsteindenkmalen und numerische geomechanische Simulation der Risiken"
Am Neustädter Friedhof in Dresden wurde ein barockes Grabmal ausgewählt, welches mit der VKV Methode entsalzt, und nach entsprechender Trocknungszeit im VKV Verfahren mit Kieselsäureester gefestigt und konserviert werden soll.
Projektpartner:
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen - Dr. Arndt Kiesewetter Schloßplatz 1 - 01067 Dresden
- Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden - Frau Christine Spitzhofer Königsstr. 15 - 01097 Dresden
- Stadtverwaltung Dresden, Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft - SG Allgemeines Friedhofswesen - Frau Katja Porrmann Grunaer Str. 2, 01069 Dresden
- Atelier Erich Pummer GmbH - Erich Pummer Nr. 165 - A 3602 Rossatz
- Dipl.-Rest. Michael Eilenberger Muldentalstr. 61 09623 Rechenberg-Bienenmühle, Holzhau
- Ev.-Luth. Neustädter Friedhofsverband - Herr Wolfgang Mehmke Friedensstr. 2 - 01097 Dresden
Das VKV Verfahren wird am Friedhof in Form eines Kolloquiums Restauratoren, Mitarbeitern der Denkmalpflege und Friedhofsverwaltungen vorgestellt. Die erwarteten – positiven Ergebnisse aus diesem Projekt werden entscheidenden Einfluss auf zukünftige Steinkonservierungsprojekte ausüben und die Denkmalpflege einen wesentlichen Schritt voranbringen.
Der Cottaer Sandstein ist bei Bildhauern wegen seiner leichten Formbarkeit beliebt. Aber gerade seine Feinkörnigkeit, seine feinen Poren und der Ton-Anteil, der die marmorähnliche Textur in den Stein zaubert, gereichen ihm auch zum Nachteil: Regenwasser, das eindringt, bleibt drin, saugt sich im Ton fest und richtet Schaden an. "Cottaer Sandstein", weiß Prof. Heiner Siedel von der TU Dresden, "ist in Sachsen der Hauptpatient der Sandsteinpflege."
Im Rahmen eines Projekts der Deutschen Bundesstiftung Umwelt soll dem Patienten nun möglichst besser geholfen werden als bisher. Die Institute für Geotechnik der Bergakademie Freiberg und der TU Dresden nehmen sich, unter Zuhilfenahme eines Spezialisten aus Österreich, der Sache an: Die Freiberger auf eher theoretischem Weg, indem sie mit dem Computer Modellierungen schaffen, die auf Dauer zu verlässlichen Prognosen führen sollen – und die Dresdner zusammen mit den Österreichern am praktischen Modell.
Das ist ein spätbarockes Grabmal mit zwei Putti, Vase und umfangreichem Faltenwurf, das auf dem Inneren Neustädter Friedhof steht. Der Friedhof wurde 1731 außerhalb der damaligen Stadtmauern gegründet. Heute liegt er mittendrin, umgeben vom alten Gaswerk und von Gründerzeitquartieren. Er gehört zu den Friedhöfen mit den meisten barocken Grabmalen in Sachsen, mit 17 barocken Grufthäusern und etlichen denkmalwerten Grabmälern.
In einer ersten Phase wurde das Grabmal entsalzt, in einer zweiten wird es imprägniert. Die benutzte Technik ist Neuland für die Dresdner Denkmalpfleger, für das Atelier Erich Pummer aus der Wachau aber ein bereits ein erprobtes Geschäftsmodell: das von dem österreichischen Restaurierungsunternehmen entwickelte und europaweit patentierte Vakuum-Kreislauf-Verfahren arbeitet mit viel Wasser und Unterdruck. Das Wasser wäscht die Salze aus – aber anders als bei herkömmlichen verfahren sorgt der Unterdruck dafür, dass dieser Effekt nicht oberflächlich bleibt. Wie sehr man in die Tiefe des Cottaer Sandsteins vordringt, ist eine der Fragen, die wissenschaftlich exakt untersucht werden sollen.
Das ausgewählte Objekt eignet sich hervorragend für die Forschung: Es ist durch Umwelteinflüsse in Teilen bereits so weit zerstört, dass die Denkmalschützer es mit herkömmlichen Methoden eh nicht hätten retten können. Dann doch lieber neue Erkenntnisse gewinnen und die – auch durch umsichtige Entnahme von Materialproben vor, bei und nach der Konservierungsaktion – anwenden!
6.000 Liter Wasser fließen ins Vakuum, dringen tief in den Sandstein. Was dann herausgespült wird, ist anfangs stark salzhaltig und zunehmend weniger, wie die während der Aktion permanent durchgeführte Messung der Leitfähigkeit des Wassers signalisiert. Im Oktober wird das Grabmal dann ein zweites Mal eingepackt. Dann wird jedoch nicht mehr mit Wasser gespült, sondern ebenfalls mit Unterdruck Kieselsäureester als Konservierungsmitel eingebracht.
Was zu allen Phasen exakt passiert, wollen die Forscher mit der genauen Untersuchung von Proben herausbekommen – erstmals für diese Technik und, so es klappt, gewinnbringend für die Denkmalpflege.