Steinrestaurierung an der Seidenstraße
01/02/2012
Jungfrauenturm
Wenn ein Wachauer Steinrestaurator, Steinbildhauermeister und Steinmetzmeister namens Erich Pummer samt seinem team nach Aserbaidschan eingeladen wird, kann man annehmen, seine Auftraggeber haben sich gut informiert.
Was Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans, und Rossatz in der Wachau gemeinsam haben, ist der erfolgreiche Restaurator Erich Pummer. In der Altstadt von Baku, die seit 2000 den Status eines UNESCO-Welterbes hat, sind zahlreiche Paläste, Moscheen und Festungsbauten erhalten geblieben. Dort restaurierte Pummer bereits 2010 die älteste Moschee Aserbaidschans, die Mohammed- Moschee, ein Juwel aus dem 11. Jahrhundert.
Gut konserviert
Eine spezielle Konservierungstechnik bedeutete die Rettung für das 25 Meter hohe Minarett der Moschee. Pummers Unterdruckkonservierungsmethode kam bereits bei der Dreifaltigkeitssäule in Krems zur Anwendung. Und genau diese Unterdruckkonservierungsmethode brachte dem innovativen Restaurator im Oktober 2010 den Innovationspreis der Österreichischen Wirtschaftskammer, im darauffolgenden Monat den „Großen Innovationspreis der Deutschen Stiftung Denkmalpflege“ (Bernhard Remmers Preis) ein. Seine Arbeit hinterließ Eindruck, insbesondere beim Expertenteam des Präsidenten Ilham Aliyev, das sich in Österreich persönlich von der Qualität der hier ausgeführten Arbeiten überzeugte. Die Möglichkeiten der Konservierungstechniken wurden in den letzten 30 Jahren stetig verbessert und perfektioniert. Neue Methoden wurden entwickelt, so auch die Unterdruckkonservierung. Bereits 2006 hat Erich Pummer diese Methode, auf der Basis eines erworbenen Europa Patentes (Vujasin), bei sich im Unternehmen eingeführt und bislang schon in Österreich, Deutschland, Kroatien, Ungarn und Aserbaidschan eingesetzt. Mittlerweile ist diese Konservierungsmethode neben der seit 15 Jahren im Unternehmen angebotenen LASER-Steinreinigungstechnik zu einer der zukunftsweisenden Dienstleistungen am Restaurierungsmarkt geworden.
Wachauer Know-how geht nach Baku
Der Nachfolgeauftrag in Aserbaidschan ließ nicht lange auf sich warten. 2011 hatte der Steinrestaurator die Zusage für die Planung und Restaurierung des Jungfrauenturms in Baku – Bauforschungsauftrag inklusive. Gemeinsam mit der Technischen Universität Wien wurde ein Bauforschungsteam gebildet, um statt Legenden und Sagen neueste Fakten rund um die Entstehung des Jungfrauenturms, wahrscheinlich aus dem 5. Jahrhundert, und seinen ursprünglichen Zweck zu liefern. Das monumentale Wahrzeichen der Metropole am Kaspischen Meer ragt knapp dreißig Meter in die Höhe und hat einen Durchmesser von 17 Metern.
Teamgeist
Das Team in Baku besteht aus österreichischen Experten und Aserbaidschanern, die für diese Renovierungs- und Konservierungsarbeiten eingeschult wurden. Mittlerweile hat sich ein sehr gutes Arbeitsverhältnis entwickelt und viel gegenseitiges Vertrauen wurde aufgebaut. Intensive Vorbereitungen und Recherchen gingen diesen Aufträgen voraus. Vor Projektbeginn musste geklärt werden, welche Materialien und Gerätschaften vor Ort zu bekommen waren, welche aus Österreich angeliefert werden mussten.
Die besondere Herausforderung bei den Restaurierungsarbeiten in Baku ist, die Objekte in ihrer gealterten Struktur zu konservieren und zu stabilisieren. Das aserbaidschanische Kulturministerium wünscht absolute Authentizität. Daher werden die Konservierungsarbeiten nach dem Grundsatz der absoluten Authentizität und unverfälschten Wiedergabe historischer Informationen sowie der Respektierung alterbedingter Erscheinungsmerkmale ausgeführt. So wird es auch in der „Internationalen Charta über die Erhaltung und Restaurierung von Kunstdenkmälern und Denkmalgebieten“, Venedig, 1964 gefordert. Zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus gibt es alle Hände voll zu tun. Und so beginnt für Pummer im Februar wieder die Zeit des Pendelns zwischen Rossatz/ Wien und Baku. Denn dann gehen die sensiblen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Jungfrauenturm in die nächste Runde. Bis Ende 2013 wird das Restauratorenteam rund um Erich Pummer mit diesem Projekt beschäftigt sein. Möglicherweise bedeutet das Bauforschungsergebnis zur Geschichte des Jungfrauenturmes eine archäologische Sensation !
Dateien
Erich Pummer, Fachzeitschrift Vorteil, Ausgabe 85, Februar 2012Technologien
